Nr. 227: Es donnert an die Türen

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

der Sommer ist vorbei und damit auch die Trägheit der Gedanken. Wir denken wieder an das Morgen. Das verheißt nichts Gutes. Chaos, wohin man schaut. Und die Ahnung, dass uns ein ungemütlicher Winter bevorsteht, wächst stündlich.

 

Haben Sie schon die Heizung herunter gestellt? Sind alle Notrationen für die wahrscheinlichen Blackouts im Keller gestapelt? Klopapier? Tütensuppen? Kerzen? Ein Gebetbuch könnte auch nicht schaden. Sie werden es schon richtig machen.

 

Ich habe mal die kleinen Ärgernisse und die großen Risiken lyrisch zusammengefasst. Liest sich doch eigentlich ganz harmlos. Ist es aber nicht. Es ist unsere Realität.

 

 

 

Sommer 2022

 

Jetzt haben wir den Salat. Wir gehen pleite.

Und niemand will´s gewesen sein.

Alibis steh´n auf jeder Zeitungsseite.

Doch schuldig dran ist wieder mal kein Schwein.

 

Zu ahnen scheint das Volk die Krise.

Missmutig sieht man Preise explodieren.

Doch lautet offensichtlich die Devise:

Erstmal auf den Urlaub konzentrieren.

 

Im Terminal liegt Ärger in der Luft.

Am Check-in wüten die Gefechte.

Die Airlines reagieren abgebufft.

Schuld sind - natürlich - höhere Mächte.

 

Klein-Susi weint. Das Pipi drückt.

Der Papa droht mit Klagen.

Die Mama ist voll unentzückt.

Der Flug ist weg, hört man am Counter sagen.

 

Auch sonst gibt´s kaum etwas zum Freuen.

Die Intensivstationen laufen voll.

Ist demnächst eine Menge zu bereuen?

Ach was, das meint nicht nur der Proll.

 

Das Volk denkt niemals an das Morgen,

obwohl die Zukunft längst begann.

Wir überlassen unsere Sorgen

dem Staat und seinem ersten Mann.

 

Derweil, da heulen die Raketen.

Sie fressen sich in Mark und Bein.

Glaubst du, du könnest mit Gebeten

dich deines Wohlstandsleibes sicher sein?

 

So höre, es donnert  an die Türen.

Da will jemand mit Urgewalt zu dir herein.

Schon kannst du seinen heißen Atem spüren.

Gleich ist er da. Dann bist du lange Zeit mit ihm allein…

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Trotz aller Unsicherheiten, bleiben Sie gelassen. Hektik schadet nur. Einen überraschungsfreien Wochenanfang wünscht Ihnen

 

Ihr

 

Rainer Sliepen