Nr. 295: Niemals beißen, bellen, jaulen

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

 

man kann sich nicht nur im Fußball, sondern mit anderen Dingen schöne Momente bereiten. Aber Vorsicht: Vor allem Wünschen steht die manchmal hässliche Realität. So, wie im heutigen Lyrikreport. 

 

Ein Mensch, dem eigentlich nichts fehlt,

fühlt sich von einem Wunsch gequält.

Trotz zweier Kinder und der Frau

wünscht er sich sehr einen Wauwau.

 

Nicht groß, nicht klein, so soll er sein.

Soll stets gehorchen Groß und Klein.

Soll lieb sein und Respekt bezeigen,

nie auf Nachbars Hündin steigen.

 

 Man soll ihn sehn, doch hören kaum.

Sich lösen nur an Nachbars Baum.

Soll immer lieb sein Pfötchen geben,

verschönern seines Herrchens Leben.

 

Niemals beißen, bellen, jaulen

Nie sich vor fremden Menschen graulen.

Immer schön bei Fuße gehen,

bei Ampel-Rot am Bordstein stehen.

 

Er soll genügsam sein beim Fressen,

seine Manieren nie vergessen.

Nachts wird immer durchgeschlafen,

vermeidend seines Herrchens Strafen.

 

Nie etwas fordern, immer warten,

nie toben in des Herrchens Garten.

Auch wenn beim Fell man ihn mal kraule,

nie lass´ er hören ein Gejaule.

 

Sich nicht mit fremden Hunden raufen,

dafür fein am Leinchen laufen.

Lieb soll unser Wauwau schauen,

zufrieden seinen Knochen kauen.            ...

 

Nicht jeden Baum und Pfahl beriechen,

nicht in dunkle Ecken kriechen.

Und keine fremden Menschen jagen.

Dem Herrchen brav die Zeitung tragen.

 

Nie darf das Hundchen lauthals bellen,

darf niemals Herrchens Schlaf vergellen,

und wichtig, nie verfressen sein.

Spielen, gern auch mal allein.

 

Soll niemals seinen Tierarzt beißen,

nicht in die Rabatten scheißen.

Seinem Herrn ein Wohlgefallen.

Nie missbrauchen seine Krallen.

 

So soll das neue Hundchen sein,

immer artig, lieb und fein.

Ob unser Mensch es finden tut,

ein Hundchen ach, so herzensgut?

 

So kräftig, zart und gut erzogen?

Befragt hat er die Astrologen,

wann sollt sein Hund geboren sein?

Im Sternbilde des Bocks vom Stein?

 

Oder in Sommers heißer Glut?

Bei Nordsees Ebbe oder Flut?

So sucht der Mensch nach seinem Tier

in Deutschland, Europa und Kaschmir.

 

Wir werden euch stets gern berichten

von seinen neusten Suchabsichten.

Und wenn er dann sein Hundchen hat,

beschreiben wir erneut dies Blatt.

 

 


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Haben Sie auch so einen Liebling? Und wie waren Ihre Kompromisse beim Erwerb eines solchen Wollknäuels? Wie auch immer, genießen Sie den Sommer mit und ohne Wauwau, das wünscht Ihnen Ihr tierischer Lyrikberater

 

Rainer Sliepen