Liebe Leserin, lieber Leser,
wir sind alle Getriebene. Zeit ist knapp, obwohl wir doch so viele wunderbare Instrumente haben, die uns das genaue Gegenteil versprechen. Aber ach, das Leben wird immer hektischer. Kommt man aus diesem Teufelskreis heraus?
Zeitvertreib
Ein Mensch will sich die Zeit vertreiben
Und künftig schöne Briefe schreiben.
Nicht mehr nur ins Handy quaken.
Das Ganze hat nur einen Haken.
Sein Handy will nicht, was er will.
Es stört ihn oft, mal sanft, mal schrill.
Der Menschen viele sind dran schuld.
Ihm reißt der Faden der Geduld.
So nimmt er jetzt ein Blatt Papier.
Ihn drängts zu schreiben, jetzt und hier.
Wo ist der Stift, das Schreibgerät?
Es nicht nach seinem Willen geht.
Und wer soll diesen Brief erhalten?
Die Hand beginnt ihm zu erkalten.
Die Tante Ida? Onkel Fritz?
Da schreckt ein Klingeln wie ein Blitz:
Das Handy hat ihn informiert,
wer in Italien regiert.
Grad warn´s die Rechten, jetzt die Linken.
Nervös tut ihm das Handy blinken.
Nun sagt ihm wichtig das Gerät,
wie es um die Wirtschaft steht.
Wie ist gelaufen der Export?
So geht es hin, so geht es fort.
Der Brief an Ida und an Fritz
erscheint ihm plötzlich wie ein Witz.
Die Zeit, die fehlt ihm nicht nur heute.
So kennen´s die modernen Leute.
Das Schreibprojekt wird flugs verschoben.
Er tut sich für die Klugheit loben.
Und greift, er ist es so gewohnt,
zum Handy, weil sich´s für ihn lohnt.
Und die Moral von der Geschicht?
Mensch. lass von deinem Handy nicht.
Es ist präsent und griffbereit.
Zum Schreiben - hast du keine Zeit.
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Ob es Ihnen ebenso geht, wie unserem Menschen im Gedicht? Das können nur Sie allein beantworten. Ich jedenfalls wünsche Ihnen die innere Stärke, auch mal nein zu sagen zu den digitalen Verführern.
Ihr lyrischer Berater in fast allen Lebenslagen
Rainer Sliepen